„In einem toxischen Arbeitsumfeld geht ein Gutmensch unter“
„In einem toxischen Arbeitsumfeld geht ein Gutmensch unter“
Unsere Geschäftsführer Ulrich Wilhelm und Matthias Wirth sprechen im ahgz Interview darüber, wie wichtig ein wertschätzendes Arbeitsumfeld in der Hotel- und Gastronomiebranche ist.
Unsere Geschäftsführer Ulrich Wilhelm und Matthias Wirth sprechen im ahgz Interview darüber, wie wichtig ein wertschätzendes Arbeitsumfeld in der Hotel- und Gastronomiebranche ist.
Das Gastgewerbe hat in Bezug auf das Arbeitsumfeld nicht den besten Ruf. Wie bekommen Betriebe ein positives Image?
Ulrich Wilhelm: Ein zeitgemäßer Führungsstil ist alternativlos. Betriebe, die das nicht umsetzen, werden ihre Daseinsberechtigung verlieren. In unserer Branche muss man Menschen mögen, das beginnt bei den eigenen Mitarbeitern. Wir müssen ihnen Wertschätzung entgegenbringen. Wer das nicht hinbekommt, hat mittelfristig keine Chance, weiterzubestehen.
Matthias Wirth: Es gibt immer noch Eigentümer von Hotels oder auch Hoteldirektoren, die nicht positiv über ihre Mitarbeitenden sprechen, sondern ausschließlich negativ. Sie sind selbst in einer Zeit ausgebildet worden, in der ein rauer Ton Usus war, und kennen es nicht anders. Das sind natürlich sehr negative Beispiele. Es gibt aber auch viele positive Beispiele. Employer Branding hat in den vergangenen Jahren massiv an Bedeutung gewonnen.
Ulrich Wilhelm: Das stimmt. Zum Glück haben viele Betriebe inzwischen erkannt, wie wichtig ein wertschätzendes Arbeitsumfeld ist. Die Branche muss so führen, wie es die Zielgruppe, die wir so dringend benötigen, es erwartet. Wir brauchen die jungen Leute mehr, als sie uns brauchen. Das war vor zehn Jahren noch anders, weil einfach mehr Leute auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung standen.
Wie wirkt sich der Ruf eines Unternehmens auf die Mitarbeitergewinnung aus?
Ulrich Wilhelm: Unabhängig von der Position, ob im Marketing oder in der Geschäftsführung, informieren sich alle unsere Bewerber vorab online über die Reputation ihres potenziellen neuen Arbeitgebers. Wir haben zunehmend Schwierigkeiten, Positionen bei Kunden zu besetzen, die keinen guten Ruf als Arbeitgeber haben.
Matthias Wirth: Es geht nicht nur darum, dass die Leute sagen, sie seien tolle Arbeitgeber. Eine zeitgemäße, wertschätzende Führung ist essenziell. Das beginnt schon beim Onboarding, also bei der Ankunft der neuen Kollegen im Betrieb. Dazu gehört, dass sich Führungskräfte mit ihren Mitarbeitenden auseinandersetzen und viel mit ihnen kommunizieren. Es ist heute wichtiger denn je, dass sie sich wohlfühlen und auch in ihrem Umfeld erzählen, dass es ihnen im Betrieb gut geht.
Wie gehen Sie als Personalvermittler damit um, wenn ein Unternehmen, für das Sie Mitarbeiter suchen, keinen guten Ruf hat?
Matthias Wirth: Das ist für uns ein Spagat: Wir suchen die passenden Kandidaten, müssen ihnen aber auch sagen, wie die Kultur in dem Unternehmen ist. Sonst kündigen sie nach kurzer Zeit wieder und niemandem ist geholfen.
Ulrich Wilhelm: Wir prüfen sehr intensiv – durch Interviews, Referenzchecks und so weiter – die fachliche Qualifikation der Kandidaten. Personalvermittlung geht aber darüber hinaus. Was den Unterschied macht, sind Menschenkenntnis und das Verständnis für die Kunden und Kandidaten. Ich sage immer salopp: Es gibt für jeden Topf den passenden Deckel. Man kann durchaus auch für Betriebe, die nicht für ihre Top-Wertschätzung oder perfektes Employer Branding bekannt sind, passende Mitarbeiter finden.
Wer sind denn die passenden Mitarbeiter für solche Unternehmen?
Ulrich Wilhelm: In einem toxischen Arbeitsumfeld geht ein Gutmensch unter. Wenn ich ein Unternehmen habe, das straffe, hierarchische Strukturen hat und in dem eine gewisse Ellenbogenmentalität vorherrscht, suche ich also nach jemandem, der ähnlich tickt. Ein solcher Kandidat könnte wiederum in einem Unternehmen, das ihm zu weichgespült vorkommt, unglücklich werden.
Was kann ein Hotel oder Restaurant tun, wenn es bereits einen schlechten Ruf und negative Bewertungen auf Plattformen wie Kununu hat?
Matthias Wirth: Erst muss sich die Führungskultur ändern. Die Mitarbeiter müssen Wertschätzung spüren und ihre positiven Erfahrungen anschließend nach außen tragen. Am besten ist es, sie darum zu bitten, online Reviews zu verfassen. Von selbst schreiben Mitarbeitende in der Regel nur über schlechte Erfahrungen. Bewertungen müssen aber authentisch sein. Man kann nicht erwarten, dass ein positiver Eintrag sofort einen Effekt hat und Hunderte von Bewerbungen herein flattern. Wer heute anfängt, sieht vielleicht in zwei Jahren die Resultate. Es ist ein langer Prozess, ein positives Image aufzubauen.
Quelle: Alexandra Habdank, „In einem toxischen Arbeitsumfeld geht ein Gutmensch unter“, www.ahgz.de, 3. Januar 2025